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Und zufällig spielt der FC Kopenhagen


Nachdem selbst der Sommerurlaub immer wieder Gelegenheiten zu interessanten Stadionbesuchen bietet, ist es für mich mittlerweile üblich, mehrere Spielpläne der unterschiedlichsten Ligen und Verbände nach ansprechenden Begegnungen zu durchforsten. Da heuer mit Hamburg, Oslo und Kopenhagen drei halbwegs renommierte Sportstädte besucht werden sollten, waren meine Hoffnungen anfangs doch recht hoch, zumindest einen der Großstadtvereine besuchen zu können.

Wenige Tage vor Reisebeginn sollte sich jedoch herausstellen, dass tatsächlich alle möglichen Partien extrem unglücklich terminiert wurden. Irgendwann hatte ich mich schlussendlich damit abgefunden, in dieser Woche ohne Fußballspiel auskommen zu müssen. So wurde eben größtenteils das standardisierte Touristen-Programm heruntergespult. Nach dem Mittagessen an einem Donnerstag konnte ich die verbleibende Zeit nutzen, um die an diesem Tag anstehenden Europacup-Begegnungen zu studieren. Inmitten der Spiele zwischen Celtic und AIK bzw. Braga und Spartak stach plötzlich der FC Kopenhagen hervor. Durch ihr eher unerwartetes Ausscheiden gegen Roter Stern Belgrad in der Champions League-Qualifikation mussten die Dänen nun in der Play-Off-Runde der Europa League gegen den FC Riga antreten.

Die Entscheidung, diesem Spiel beizuwohnen, war ebenso schnell gefasst, wie der Ticketkauf über die Vereinshomepage erledigt. Akzeptable € 16 kostete das Ticket auf einer Längstribüne des Telia Parken, der Heimstätte des FC Kopenhagen. So führte mein Fußweg gegen 17 Uhr hinaus aus der Innenstadt in Richtung des ältesten ehemaligen Vergnügungsparkes Europas.

Die Ausgangslage

Während die Heimischen mittlerweile zwar Tabellenführer der dänischen Superligaen sind, verlief die bisherige Europacup-Qualifikation nicht ganz nach ihrem Wunsch. Eine Niederlage gegen Roter Stern Belgrad im Elfmeterschießen ließ die Champions League-Träume der Dänen platzen. So stand man eine Woche später vor zwei Pflichtsiegen gegen das vermeintlich deutlich schwächer einzuschätzende Team aus Riga. Die Letten verloren auf internationaler Ebene zwar anfänglich gegen Dundalk aus Irland, retteten sich aber mit gewonnenen Duellen gegen Piast Gliwice und HJK Helsinki in die besagte Play-Off-Runde. Klarerweise lag der Druck somit vollkommen auf Seiten der Heimmannschaft, während der lettische Meister weitestgehend unbeschwert aufspielen konnte.

Telia Parken

Sowohl die dänische Nationalmannschaft als auch der FC Kopenhagen nutzen das größte Stadion des Landes mit verschließbarem Dach namens Telia Parken regelmäßig zur Austragung ihrer Heimspiele. Die Kapazität beträgt hierbei ca. 38.000 Sitzplätze und verteilt sich auf vier überdachte Tribünen. Von außen wirkt die Arena relativ neuwertig, eine riesige Allee rundherum sorgt für einen interessanten Stadionweg.

Rustikal wirken hingegen die langen und kahlen Treppenhäuser, welche zu den Plätzen in den oberen Rängen führen. Sind diese Hürden aber erst einmal erzwungen, sehen die Besucher drei zwei- und eine einrängige Tribüne. Technisch gesehen bietet diese Sportstätte jede Menge nützlicher Features, unter anderem einen QR-Code-Scanner an den Eingangstoren, der dafür sorgt, dass Tickets künftig nicht mehr ausgedruckt werden müssen. Ungewohnt ist außerdem das auf einigen Plätzen existierende Rauchverbot, welches auch streng von den zuständigen Ordnern überwacht wird.

Nachdem die Vorverkaufszahlen darauf hindeuteten, dass etliche Plätze freibleiben sollten, wurden an diesem Tag auch gar nicht alle Sektoren geöffnet. So blieb beispielweise der Oberrang über der Heimkurve völlig leer und auch die zweite Hintertortribüne wurde nicht frequentiert. Einige wenige Gästefans durften das Spiel aus dem am Rande der Haupttribüne befindlichen Gästesektor verfolgen.

Die Stadiongastronomie

Dänemark ist nicht gerade für sein niedriges Preisniveau bekannt. So verwundert es auch nicht, dass der Bierpreis bei knapp € 7,00 für einen halben Liter exkl. Pfand liegt. Das Angebot an Speisen und Getränken erinnert stark an die übliche Produktpalette deutschsprachiger Länder. So gelten auch in Kopenhagen vorwiegend Hot Dogs als Bestseller. Ebenfalls beliebt sind überraschenderweise Popcorn, gefühlt jeder zweite Besucher hielt mindestens eine Tüte davon in seinen Händen. Übrigens kann die dänische Stadiongastronomie qualitativ zweifelsohne mit der kontinentaleuropäischen Konkurrenz mithalten.

Die Fanszenen

Etwa eine Stunde vor Anpfiff war das Stadion de facto leer, kurz darauf bildeten sich an den Eingängen allerdings erhebliche Menschentrauben, sodass noch vor Spielbeginn zumindest die Heimkurve sowie beide Längstribünen annehmbar gefüllt waren. Die Fans des FC Kopenhagen begrüßten ihre Mannschaft, befestigten einige Zaunfahnen und widmeten die verbleibende Zeit der Vorbereitung ihrer geplanten Choreographie. So gab der mit einem Megaphon ausgestattete Vorsänger von seinem Pult aus immer wieder wichtige Instruktionen an seine Gefolgschaft weiter. Bei einem geöffneten Oberrang agiert übrigens ein weiterer Anheizer, um die Stimmung weiterzutragen.

Optisch ergaben vor Spielbeginn weiße, blaue und schwarze Papptafeln ein schönes Balkenmuster in den Vereinsfarben des FCK. Das gelungene Gesamtbild wurde zusätzlich von einigen Spruchbändern ergänzt. Der Support blieb über die gesamte Spielzeit konstant gut und konnte aufgrund der Lautstärke, Mitmachquote und den optischen Effekten – Fahnen und Doppelhalter wurden eingesetzt – überzeugen. Insgesamt zählt die Fanszene der Kopenhagener zweifelsfrei zu den besseren Vertretern ihrer Zunft.

Auch die rund 20 mitgereisten Gästefans waren phasenweise doch recht deutlich zu vernehmen. Ihr Liederrepertoire war zwar äußerst eintönig, die Motivation dafür umso größer. Abgerundet wurde die lettische Unterstützung von einer großen Schwenk- sowie einer Blockfahne.

Das Spiel

Die Heimmannschaft begann mit sehr viel Elan und fand daraus resultierend auch einige gute Torchancen vor. So war es Viktor Fischer, der nach einer knappen Viertelstunde und einer schönen Einzelaktion für die Führung sorgte. Die spielerisch limitierten Gäste waren zu diesem Zeitpunkt deutlich unterlegen und mit diesem Zwischenstand noch gut bedient. Auch in den verbleibenden Minuten der ersten Halbzeit war Kopenhagen weiterhin spielbestimmend, allerdings ohne fortan wirklich für Gefahr zu sorgen. So kam es wie es kommen musste und Kamess erzielte mit dem ersten Torschuss der Letten in Minute 41 den eher unverdienten Ausgleich.

Nach der Pause entstand eine wenig mitreißende Partie, die erst nach etwas über einer Stunde wieder an Fahrt aufnahm. Ein Handspiel der Gäste führte zu einem Elfmeter, den Sotiriou verwandelte. Für Riga war der neuerliche Rückstand logischerweise mit einem herben Rückschlag gleichzusetzen, wenngleich die Heimischen trotz des Tores kurioserweise eher noch schwächer wurden. Obwohl die lettische Mannschaft daraufhin risikoreicher agierte, blieben Ausgleichschancen aufgrund ihrer spielerischen Schwächen weitestgehend aus. Lediglich zweimal bot sich eine ernstzunehmende Gelegenheit, die entweder leichtfertig vergeudet wurde, oder von der Stange in das Spielfeld zurückprallte.

Als etliche Besucher bereits den Heimweg antreten wollten, um mit ihren Fahrrädern rechtzeitig nachhause zu kommen, erhöhte Kopenhagen noch einmal das Tempo – mit Erfolg. Daramy erzielte den 3 : 1 Endstand und sorgte somit für eine komfortable Ausgangsposition aus Sicht der Dänen.

Fazit

Der FC Kopenhagen ist ein extrem fortschrittlicher Fußballverein, welcher stark an den einen oder anderen Traditionsverein der deutschsprachigen Sportwelt erinnert. Die Fanszene orientiert sich an kontinentaleuropäischen Vorbildern und auch die fußballerische Darbietung war zumindest phasenweise sehr ansehnlich. Verbesserungswürdig erscheint einzig die überaus uninspirierte Gestaltung der Aufgänge, welche eher an eine Stadionruine erinnert.

Insgesamt war es jedoch ein beinahe gewohnter Stadionbesuch. Solide, aber ohne wirklichen Überraschungseffekt. 


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