Frühjahrsauftakt in Gersthof
Während eine Vielzahl der Ligen im
Amateurbereich derzeit noch mit dem bereits vorübergezogenen Schlechtwetter
hadert und es daher mehrmals zu einigen witterungsbedingten Verschiebungen kam,
startete die Wiener Stadtliga vor wenigen Tagen planmäßig in die
Frühjahrssaison. Aktuell kämpfen mit ASK
Elektra und dem Team Wiener Linien
zwei Teams um die Meisterschaft, letzteres traf an diesem Sonntag auswärts auf
die Gersthofer Sportvereinigung. Die
Gastgeber müssen ihre Ziele aufgrund eines durchwachsenen Herbstes hingegen auf
den Klassenerhalt beschränken.
Ausgetragen wurde die Begegnung auf dem Areal
des Wiener Postsportvereins, das
unter anderem auch von weiteren Stadtligisten als Heimstätte genutzt wird. Als
bevorzugter Spieltermin der GSV kristallisierte
sich in den letzten Jahren der sonntägliche Vormittag heraus, weshalb ich mich
bereits gegen 9 Uhr in Richtung S-Bahn-Station bewegte. Nach wenigen Stationen
verließ ich die Haltestelle Gersthof in Richtung Süden, um kurze Zeit später
das Eingangstor des Sportkomplexes zu durchschreiten.
Die Besucher wurden durch ein
überdimensionales Metallschild schon aus der Ferne darauf hingewiesen, dass hier
die Gersthofer Sportvereinigung beheimatet
ist. Mein Weg führte mich direkt zu dem einzigen Kassahäuschen, das heute von
einem älteren Herrn besetzt wurde. Fünf Euro ärmer und ein ermäßigtes Ticket
reicher war ich nun endgültig an meinem Zielort angekommen. Auf
Eingangskontrollen wurde verständlicherweise verzichtet, da sich der Ansturm
sowieso auch in Grenzen hielt. Vor dem Aufeinandertreffen der beiden
Kampfmannschaften ging das qualitativ überschaubare Duell der Reserven in die
Schlussphase über. Die Gäste konnten dabei übrigens einen ungefährdeten 8 : 2
Sieg verbuchen.
Die Ausgangslage
Wie zuvor erwähnt, galt das Team Wiener Linien nicht zuletzt durch eine
hervorragende Tabellenposition als Favorit in diese Partie. Ziel der
Favoritener ist es, den Kampf um den Meistertitel nicht vorzeitig abschreiben
zu müssen. Die Gastgeber hingegen benötigen aktuell jeden Punkt, um nicht
tatsächlich in die Abstiegszone hineinzurutschen. Somit waren die Rollen laut
Papierform klar verteilt und der Großteil aller Besucher rechnete wohl mit drei
Punkten für die Gastmannschaft.
Gersthof Platz III
Offiziell werden die Heimspiele der
Grün-Weißen auf Platz III des Sportzentrums ausgetragen, so auch in diesem
Fall. Der Sportplatz sticht optisch vor allem aufgrund der vorhandenen
Aschebahn und dem Kunstrasenbelag hervor. Eine leichte Hanglage sorgt dafür,
dass gerade einmal eine Längsseite mit einigen Sitzbänken als Zuschauerbereich
genutzt werden kann.
Ansonsten kann die Infrastruktur – zumindest
aus meiner Sicht – als ligatauglich bezeichnet werden. Neben einem Funktionsgebäude
mit Kabinen und Lagerräumen verfügt der Platz
III nämlich auch über eine Flutlichtanlage. Selbst die Spielerwechsel
wurden mittels einer Anzeigetafel sichtbar gemacht. Darüber hinaus existiert
eine Anzeigetafel inklusive Spieluhr, welche aber aus einem mir unbekannten
Grund nicht ordnungsgemäß eingesetzt wurde.
Bedauerlicherweise wurden aber auch jeweils in
der Mitte des Spielfeldes Lichtmasten montiert, die zu ungewollten
Sichteinschränkungen führten. Genaue Angaben über das Fassungsvermögen dieses
Sportplatzes existieren aktuell zwar nicht, bei knapp 1 000 Zuschauern sollte
die Kapazitätsgrenze dieser Anlage aber langsam erreicht sein.
Die Gastronomie
Selbstverständlich sorgt auch in Gersthof eine
Kantinencrew für das leibliche Wohl der Gäste, wie in vielen Fällen wurde diese
ebenso von freiwilligen Helfern betreut. Obwohl die Größe der Räumlichkeit
nicht gerade üppig ausfiel, konnte mich die Qualität der Speisen ebenso
überzeugen, wi das preislich faire, aber gleichzeitig relativ kleine Angebot.
Alkoholfreie Getränke kosten in etwa € 2 pro halben Liter, ein Bier ist knapp einen
Euro teurer.
Allerdings sticht vor allem die
Preisgestaltung der kalten und warmen Snacks hervor. Für weniger als € 3
besteht auch für hungrige Fußballfans die Chance, satt zu werden. So entschied
ich mich vor bzw. nach dem Spiel, € 5 in eine Flasche Wasser und eine Fleichlabersemmel zu investieren. Meine
preisbewusste Spürnase sollte mich nicht enttäuschen, denn besonders die
hervorragende Essenqualität entschädigte für meine finanziellen Entbehrungen.
Die Fanszenen
Eigentlich könnte man auf eine ausführliche
Beschreibung der Fanszenen diverser Stadtligisten verzichten, einen organisierten
Support gibt es in dieser Klasse meines Wissens nach nur bei wenigen Vereinen.
Dennoch lassen sich die Fanscharen beider Teams mehr oder weniger detailliert
charakterisieren.
Das Publikum bestand an diesem sonnigen
Frühlingstag größtenteils aus älteren Herren und Freunden, Verwandten oder
Bekannten der Spieler. Insgesamt fanden auch nur knapp 100 Personen den Weg
nach Gersthof, die akustisch maximal durch einen mehr oder weniger
enthusiastischen Jubel zu vernehmen waren. Wenig überraschend ist es mir auch
diesmal gelungen, den Altersschnitt beträchtlich zu senken. Darüber hinaus
pilgerte wohl auch der ein oder andere Fußballinteressierte aus den
benachbarten Wohnsiedlungen in die Schuhmanngasse. Doch selbst diese Tatsache
änderte wenig an der wenig stimmungsvollen Kulisse.
Das Spiel
Die Gäste versuchten von Beginn an Druck
auszuüben und fanden bereits nach wenigen Sekunden die erste Torchance vor. Die
Heimischen benötigten hingegen einige Minuten, um sich an das TWL anzupassen, spielten daraufhin aber
munter mit. So wurde der Gersthofer Matoruga
nach einer Viertelstunde erst im letzten Moment von der Gästeabwehr an einem
gefährlichen Abschluss gehindert.
In weiterer Folge entwickelte sich ein
hektisches aber chancenarmes Spiel, das erst in Minute 40 seinen nächsten
Höhepunkt finden sollte. Gästestürmer Delic
scheiterte jedoch zunächst mit einem Volley aus 20 Metern an der Außenstange,
um kurz darauf auch per Kopf zu vergeben. Somit ging es torlos in die Halbzeit,
welche von beiden Trainern für eine deftige Ansprache genutzt wurde.
Gleich nach Wiederanpfiff eröffneten die Gäste
eine torreiche zweite Halbzeit mit dem Führungstreffer. Mustafa Atik leitete den Treffer von Marco Elbl mit einer Maßflanke ein, sodass
sein Mitspieler keinerlei Mühe hatte, den Ball über die Linie zu drücken.
Die Antwort der Gastgeber folgte wenige
Augenblicke späte, als Matoruga im
Strafraum zu viel Platz vorfand und platziert in die rechte untere Ecke traf.
Daraufhin entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, der weiterhin durch
wenige Chancen und viele hohe Bälle geprägt war.
In Minute 75 erzielte der zuvor eingewechselte
Sliskovic die neuerliche Führung für TWL, sein Weitschuss schlug scharf in
das Tor der Gersthofer ein. Nun waren die Gäste darauf bedacht, die drei Punkte
abzusichern und konzentrierten sich fortan eher auf eine stabile
Defensivleistung. Gersthof kämpfte sich nach und nach in die Partie zurück,
ohne jedoch wirklich zwingende Chancen zu kreieren.
So sorgte erst ein umstrittener Elfmeter kurz
vor Schluss für den nicht unverdienten Ausgleich. Milutinovic verwandelte souverän und sicherte seiner Mannschaft
somit einen Punkt gegen den Tabellenzweiten. Schlussendlich fand keine der
beiden Mannschaften eine weitere Gelegenheit auf den Siegtreffer vor, sodass
sich beide Kontrahenten mit einem Unentschieden zufrieden geben müssen.
Fazit
Insgesamt stellte sich Gersthof trotz
fehlender Fußballatmosphäre als geeigneter Ort für einen Groundhopping-Frühjahrsautakt
heraus. Vor allem die traumhafte Wetterlage ergänzte diesen vormittäglichen
Sportplatzbesuch perfekt. Die GSV konnte darüber hinaus auch durch ihre
geschmacklich hervorragende Kulinarik begeistern.
Grundsätzlich habe ich ein mäßiges Fußballspiel,
nette freiwillige Helfer und einen einmaligen Platz erlebt. Die aufgezählten
Aspekte treffen – wenig überraschen – auf beinahe alle sympathischen Grätzlvereine zu, eben jene Teams, wie
die Gersthofer Sportvereiniung.
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