Die Bundesliga ruft!
Man kennt die Vereine, Spieler, Trainer und Stadien aus dem
Fernsehen, glaubt die Atmosphäre einschätzen zu können und wird schlussendlich
von der Faszination Bundesliga überwältigt. So ähnlich erging es mir im Rahmen
der letzten Station meiner insgesamt viertätigen Groundhopping-Tour.
Zwischen dem Abpfiff in Karlsruhe und dem Anpfiff der Partie
VFB Stuttgart – SC Freiburg lagen lediglich zwei Stunden, allerdings trennte
mich eine gut einstündige Fahrt zwischen der zweitgrößten und größten Stadt
Baden-Württembergs. Deshalb verließ ich das Karlsruher Wildparkstadion schon
mit Beginn der Nachspielzeit, um in erhöhtem Tempo durch den Schlosspark in
Richtung Hauptbahnhof zu gelangen. Wenige Minuten vor der Ankunft des
Schnellzuges aus Paris, welcher mich in die Landeshauptstadt bringen sollte,
war der Bahnhof bereits in Sichtweite und kurz darauf saß ich schon vorfreudig
in einem der mittigen Zugabteile.
Bedingt durch eine leichte Verspätung rollte der Schnellzug
kurz nach 17 Uhr in Stuttgart ein und mein Weg führte mich sofort weiter in
Richtung U-Bahn. Eine mehr als volle Garnitur chauffierte mehrere hundert
Personen bis knapp vor das Stadiongelände und auch dort riss der Massenansturm
nicht ab. Erstaunlicherweise verliefen die Eingangskontrollen extrem schnell,
sodass ich binnen zwei Minuten alle Kontrollstellen durchschritten hatte.
Allerdings darf man ein entsprechendes Service für den wohlgemerkt ermäßigten
Eintrittspreis von € 27,50 auch erwarten.
In etwa 10 Minuten vor Anpfiff war ich auf meinem Platz nahe
des ausverkauften Gästesektors angekommen. Vereinzelt sicherten sich einige
Freiburger Tickets für die umliegenden Sektoren, sodass es zu der einen oder
anderen verbalen Auseinandersetzung kommen sollte.
Die Ausgangslage
Beide Mannschaften waren im unteren Tabellendrittel
angesiedelt, sodass drei Punkte enorm wichtig wären, um den unteren
Tabellenregionen langsam aber zu entkommen. Die Heimelf war aufgrund der
zuletzt starken Auftritte vor heimischen Publikum entsprechend zu favorisieren,
während die Gäste qualitativ ohnehin als unterlegen eingestuft werden können.
Allerdings handelte es sich bei dieser Begegnung um ein Derby, das bekanntlich
durch eigene Gesetze geprägt wird. Somit war alles für eine hitzige und
emotionsgeladene Partie vorbereitet.
Die Mercedes-Benz Arena
Optisch zählt die Mercedes-Benz-Arena eindeutig zu den
Prachtexemplaren der mitteleuropäischen Sportstätten und auch ihre
Funktionalität überzeugte von Beginn an. Mehr als 60 000 Besucher werden auf
einen größeren Unterrang sowie einen schmalen Oberrang verteilt. Bis auf die
Heimkurve sind alle restlichen Plätze mit Sitzen ausgestattet, darüber hinaus
ist das gesamte Stadion überdacht.
Gastronomie
Verglichen mit der Preispolitik zuvor besuchten Vereinen
hebt sich der VFB als Bundesligist nicht wirklich überaus negativ ab,
wenngleich die Preise um einige Cent höher sind als beispielsweise in Aalen.
Aufgrund des großen Ansturms war es mir erneut leider nicht möglich,
Recherchearbeit für die obligatorische Qualitätskontrolle der Stadiongastronomie
zu betreiben – ich bitte hier nochmals um Nachsicht!
Die Fanszenen
Beide Fanszenen starteten engagiert in die Partie, die
Heimkurve bot ein großes Fahnenmeer und die Gäste hatten sogar eine gelungene
Zettelchoreographie zusammengestellt. Der Zaun vor der Heimkurve war mehr als
ansprechend behangen, während die Freiburger in dieser Hinsicht nicht
überzeugen konnten.
Immer wieder kamen während des Spiels pyrotechnische
Gegenstände zum Einsatz, die das Gesamtbild entsprechen abrundeten. Zwischendurch
präsentierten die Heimischen Spruchbänder, welche auf den Erhalt der
Amateurmannschaft aufmerksam machen sollten.
Gesanglich behielten die Stuttgarter mit ihren drei
Vorsängern inkl. Megaphon klar die Überhand, vor allem die brachiale
Lautstärker manche Dauerbrenner sicherte ihnen den Sieg in dieser Kategorie.
Die SCF-Fans – angetrieben von einem Megaphonmann - waren hingegen auf ein
kleines Liederrepertoire beschränkt, was mit Fortdauer des Spiels Punkte und
Mitmachende kostete. Dennoch supportete zumindest der harte Kern über 90
Minuten durchaus ansprechend. Nach Spielende konnte ich noch die eine oder
andere Pöbelei in Richtung VFB-Fans vernehmen, ehe die Sicherheitskräfte
einschritten und beide Fanlager voneinander trennten.
Zum Spiel
Von Beginn weg drängte die Heimelf auf das Führungstor,
scheiterten zunächst aber mehrmals an Gästetorwart Schwolow. Bereits nach
wenigen Minuten griff der Videoschiedsrichter in das Spielgeschehen ein und
erteile Söyüncü nach einem ungeschickten Handspiel als letzter Abwehrspieler
einen umstrittenen Platzverweis. Die Partie war daraufhin mehr oder weniger
entschieden, da die ohnehin schon defensiv auftretenden Gäste ihre
Offensivbemühungen komplett einstellten und trotzdem oder gerade deshalb nicht
in der Lage waren, die VFB-Offensive aufzuhalten.
Der Heimelf gelang durch Ginczek in Minute 38, Pavard in der
Nachspielzeit der ersten Spielhälfte sowie den eingewechselten Terrodde ein
schlussendlich ungefährdeter und zugleich verdienter 3 : 0 Heimsieg.
Fazit
Der Mythos Bundesliga lebt und sollte daher schnellstmöglich
erlebt oder wiederholt genossen werden. Sportlich und stimmungstechnisch war es
ein außergewöhnliches Erlebnis mit zahlreichen positiven Überraschungen, die
wohl nur in den diversen Stadien der Fußball- und Fangroßmächte vorzufinden
sind. Wenngleich das Vergnügen alles andere als günstig ist, es lohnt sich
definitv!
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